Gewöhnliches Krausblattmoos; Ulota crispa

Funddaten

Ort: In der Nähe des Steirischen Bodensees; N47°22'30" E13°49'27"

Datum: 15.08.2020 

Habitat: Rinde eines Laubbaums am Ufer eines Bachlaufs 

 

Ulota crispa war früher ein weit verbreitetes Moos und ist aufgrund der Luftverschmutzung stark zurückgegangen. Vor wenigen Jahren galt es noch als gefährdet. Inzwischen hat sich die Situation etwas gebessert aber die aktuelle Datenlage ist unzureichend, was sicher auch an den veränderten taxonomischen Einordnungen von U.intermedia und U.crispula liegt. Beide Arten wurden in der Vergangenheit als Varietäten von U.crispa gesehen, werden aber seit 2016 als eigenständige Arten behandelt und entsprechend kartiert (Blockeel 2017) O1. Nur in Darstellungen von U.crisap s.l. sind alle drei Arten zusammengefasst. In den meisten Europäischen Ländern erfolgt weder für U.cripsa noch für U.cripsa s.l. eine Einstufung in der roten Liste (Hodgetts 2020).

Ulota crispa wächst in luftfeuchten Lagen auf verschiedenen Laubbäumen wie Rotbuche, verschiedene Weiden, Ahorn, Birke und andere. Früher war es auch auf Nadelbäumen zu finden aber vermutlich aufgrund der sauren Niederschläge ist die U. crispa dort nicht mehr zu finden (Nebel & Philippi, Die Moose Baden-Württembergs Band2, 2001 S.201) (Ü2). 

Die folgenden Bilder zeigen das gefundene Polster. Bild 1 zeigt das Polster in trockenem Zustand mit stark gekräuselten Blättern. In feuchtem Zustand (Bild 2) sind die Blätter nicht mehr gekräuselt. 

 

Trockenes Polster
Bild 1: Trockenes Polster
Feuchte Pflanze
Bild 2: Feuchtes Polster
Trockener Spross
Bild 3: Trockener Spross

Die Blätter besitzen eine kurze breite Blattbasis mit wasserhellem, mehrreihigem Saum aus quadratischen und rechteckigen Zellen (Bilder 4 und 5). Da die Lamina auch keine reihig angeordneten Papillen aufweist, kann die Pflanze der Gattung Ulota zugeordnet werden (Nebel & Philippi, Die Moose Baden-Württembergs Band2, 2001 S.164).

Für die weitere Bestimmung wurde der Schlüssel von Blockeel (2017) verwendet. 

- 1b: An den Blattspitzen befinden sich keine Brutblätter (Bilder 1, 2, 7 und 8); die Rippe läuft nicht in einer Spitze aus (Bild 8) und es sind viele Kapseln vorhanden. 

- 2b: Die Kapseln sind nicht keulen- oder birnenförmig und besitzen deutliche Rippen (Bilder 9 bis 11).

- 3b: Die trockenen Blätter sind stark gekräuselt (Bilder 1 und 3); die Kapselöffnung ist weit und rund (Bild 9); das Polster wurde auf der Rinde eines Baumes gefunden.

- 4b: Die Zellen am Blattrand oberhalb der Blattbasis sind nicht verlängert (Bild 6); die Kalyptra ist stark behaart (Bild 12). Wobei Bild 12 einen jungen, stark behaarten Sporophyten zeigt. Reifere Sporophyten mit gestreckter Seta und abgerissener Kalyptra wurden in dem untersuchten Polster nicht gefunden.

 

Blatt der Pflanze
Bild 4: Blatt der Pflanze
Blattspitze
Bild 7: Blattspitze
Kapsel mit Sporen
Bild 10: Kapsel mit Sporen
Blattbasis
Bild 5: Blattbasis
Blattspitze
Bild 8: Blattspitze
Trockene Kapsel
Bild 11: Trockene Kapsel
Blattrand oberhalb des basalen Teils
Bild 6: Blattrand oberhalb des basalen Teils
Kapsel mit Peristom
Bild 9: Kapsel mit Peristom
Junger Sporophyt frigelegt
Bild 12: Junger Sporophyt freigelegt

- 5b: Die Kapsel ist unterhalb der Mündung eingeengt (Bild9); die Mündung ist weit und rund (Bild 13); die äußeren Zähne des Peristoms sind heruntergebogen (Bilder 9 und 10). Die Endostomzähne sind mit feinen Papillen besetzt und besitzen im unteren Teil keine Streifen (Bilder 15 bis 17). Bild 17 zeigt die gewölbte Struktur des Endostomzahns, wobei sich die feinen Papillen auf der konkaven Seite befinden.

Kapselmündung
Bild 13: Kapselmündung
Basis des Endostomzahns
Bild 16: Basis des Endostomzahns
Peristom mit FCA gefärbt
Bild 14: Peristom mit FCA gefärbt
abgelöster Endostomzahn
Bild 17: abgelöster Endostomzahn
Endostomzahn gefärbt
Bild 15: Endostomzahn gefärbt
Exostomzahn
Bild 18: Exostomzahn

- 7a: Die Kapsel ist unterhalb der Mündung verengt (Bilder 9 bis 11); die Rippe der Urne sind 4 bis 6 Zellen breit (Bild 19); die Rippe reicht bis zum Rand der Urne und endet gelegentlich mit 1 bis 2 Reihen kleinerer Zellen (Bild 20); die Exostomzähne besitzen Resorptionslücken an den Rändern und produzieren so einen „Halo“ (Bilder 14 und 21). => Ulota crispa

Die Resorptionslücke am rechten Rand es linken Exostomzahns von Bild 21 ist zwar ebenfalls vorhanden, wird aber durch den dahinterliegenden Endostomzahn abgedunkelt und ist dadurch auf dem Bild nur schwach zu erkennen.

Die Zellen der Rippe der Urne
Bild 19: Die Zellen der Rippe der Urne
Die Rippe am Urnenrand
Bild 20: Die Rippe am Urnenrand
Exostomzähne mit "Halo"
Bild 21: Exostomzähne mit "Halo"

weitere Bilder demnächst