Gefunden am 20.11.2020 in einem Mischwald am Rand des Schuttholzer Moores
Koordinaten: N48°44'29,7" E13°09'24,8" h385m
Substrat: vermodernder Baumstumpf
Das Polster befand sich auf einem stark vermoderten Baumstumpf (Bild 1). Auffällig war, dass neben den deutlich zur Seite geneigten großen Sprossen in der Mitte des Polsters Sprosse mit kleinen Blättern zu sehen waren. (Bilder 2 und 3). Bild 4 zeigt eine Schnittansicht des Polsters. Die beiden grünen Pfeile weisen auf die deutlich unterschiedlichen Sprossspitzen. Bild 5 zeigt zwei der unterschiedlichen Sprosse im Vergleich. Für Bild 6 wurden nur die Sprossspitzen nebeneinandergelegt. Die weiteren Untersuchungen ergaben, dass sich der linken Spross in der vegetativen Phase befindet und keine Gametangien ausgebildet hat während der rechte Spross sind in der reproduktiven Phase befindet und sowohl männliche als auch weibliche Äste ausgebildet hat.
Die Diagnose männliche Äste wurde gestellt und wird hier verwendet, nachdem an der Spitze mancher Äste keine Blattknospen sondern Strukturen gefunden wurden, die nach unreifen Antheridien aussehen. Da sich die Sexualorgane in einer frühen Phase befinden, sind in den nächsten Monaten weitere Beobachtungen notwendig, um die hier vorgestellten Ergebnisse abzusichern.
Obwohl die Verzweigungen der Sprossspitzen unterschiedlich sein können, zeigt Bild 8 eine häufig beobachtete typische Verzweigung. Dem Stamm entwachsen zwei Äste und in der Mitte der Verzweigung sitzt auf einem kurzen Ast ein weibliches Perichätium. Dadurch ist diese Sprossspitze dicker. Die unteren Blätter der vegetativen und der reproduktiven Sprossspitzen sind gleich groß. Die Blätter, welche die dicke reproduktive Sprossspitze umfassen, besitzen durchwegs eine breitere Basis. Einen Vergleich der unteren Blätter zeigt Bild 7. Es ist auffällig, dass die zunächst kurze Blattbasis der Blätter des reproduktiven Sprosses länger wird je weiter oben sich die Blätter befinden. Bei dem rechten Spross aus Bild 6 wurden diese Stammblätter entfernt. Jetzt kann man rechts und links Äste mit schmalen, spitz zulaufenden Blättern sowie in der Mitte das weibliche Perichätium mit einem Rhizoidenfilz erkennen.
Es gibt zwei Formen dieser Äste. Sehr oft endeten die Äste in einer einzelnen Blattknospe. Wenn aber an der Spitze der Äste leicht zu entfernende, sehr schmale Röhrenblätter gefunden wurden, so endeten diese Äste in Verzweigungen mit Antheridienknospen. In Bild 3 sind abgefallene weiße nadelförmige Blätter zu sehen. Das sind solche schon abgefallenen Röhrenblätter.
Bild 9 zeigt das Perichätium mit dem Rhizoidenfilz etwas überragt von den Blattspitzen der männlichen Äste (rechts und hinten). Nach dem Entfernen einiger Hüllblätter der männlichen Äste sind an der verzweigten Astspitze kleine Antheridienstände zu sehen (Bild 10, grüner Pfeil). Die Zahl der Antheridienstände an der Zweigspitze ist variabel. Bild 11 zeigt einen freigelegten nur 0,2 mm großen Antheridienstand eines anderen Sprosses mit dem Perichätium in der Mitte und dem zweiten männlichen Ast mit Hüllblättern (rechts). Die Sprossspitze aus Bild 11 mit entfernten Hüllblättern zeigt Bild 12. Es sind jetzt drei Antheridienstände und die in der Mitte befindlichen Archegonien zu sehen. Damit ist dieses Leucobryum monozöisch bzw. autozöisch. Das passt nicht zu Aussagen der Literatur bezüglich Leucobryum ( Nebel & Philippi (2000), Smith (2004), Frahm & Frey (2004). Damit sind weitere Untersuchungen und Beobachtungen notwendig, um zu sehen, wie sich dieses noch in einem frühen reproduktiven Stadium befindliche Moos im Verlauf der nächsten Monate noch verändert.
Beim Entfernen der Blätter des Sprosses aus Bild 11 und Bild12 wurden zwei verschiedene Blattformen gefunden (Bild 13). Der erste Blatt Typ hatte eine breite Basis, ähnlich wie die Blätter des vegetativen Sprosses. Aber der Anteil der Blattbasis an der Blattlänge war durchwegs mit deutlich über 50% relativ groß. Der zweite Blatt Typ war sehr schmal und auf der ganzen Länge röhrenförmig. Während die Blätter des ersten Typs sehr fest mit dem Ast verbunden waren, ließen sich die Blätter des zweiten Typs ganz leicht aus der Spitze herausziehen. Einen entblätterten männlichen Ast mit mehreren Zweigen zeigt Bild 14. Bild 15 zeigt eine einzelne Zweigspitze mit einem noch geschlossenen jungen Antheridienstand. Er ähnelt noch stark einer Blattknospe aber die typische Form des Perigonialblattes ist schon zu erkennen. Für weitere Untersuchungen wurde eine Astspitze für mehrere Stunden in FCA gelegt, damit die Färbung auch in das Innere der Antheridienstände gelangen kann. Das Ergebnis zeigt Bild 16. Auf dem Astende sind fünf Zweige mit jeweils einem Antheridienstand zu sehen. Überragt werden sie von einem der verbliebenen schmalen röhrenförmigen Blätter. Zwei sehr junge Antheridienstände in der Mitte sind kaum als solche zu erkennen. Rechts im Bild ist ein offener Antheridienstand zu sehen, dessen Perigonialblätter nach dem Färben größtenteils entfernt wurden.
Die Bilder 17 und 18 zeigen den herausragenden mittleren sowie den rechten Antheridienstand von Bild 16 etwas vergrößert. Bild 19 zeigt den rechten Antheridienstand aufgenommen mit einem 40x Objektiv und Fokusstacking. Die Perigonialblätter wurden trotz stundenlanger Einwirkung weder von Fuchsin noch von Chrysoidin oder Astrablau gefärbt. Im Bild 20 sind einige aus dem Antheridienstand herausgeschwemmte schlauchförmige Gebilde zu sehen. Sie wurden beim Abzupfen der Blätter wahrscheinlich mit abgerissen und im Wesentlichen vom Astrablau gefärbt. Vermutlich sind es Antheridien in einer frühen Wachstumsphase. Allerdings befinden sich die Knospen noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase, so dass erst weitere Beobachtungen zu sicheren Ergebnissen führen werden.
......
Weitere Bilder des gleichen Mooses (?) gefunden in der Naturoase Reindobl ...
----
------